die alte dame und die schwefelhölzer
ich öffnete ihm nackt.
überrascht glitt sein blick über mich, von den tiefen kerben an meinem hals über die, im grellen licht beinahe fahl erscheinende schlaffheit meiner schweren brüste, die glatte rundung meines bauches entlang, zu dem dreieck mit den hübschen, jedoch mattgrauen, kleinen löckchen.
erkennen trat in seinen blick. mit einem belustigten lächeln tanzte er zu meinen augen und saugte sich an ihnen fest. ohne die schwebebrücke unseres blickes zu verlassen, warf auch er seine kleider einfach zu boden und zog mich ganz langsam auf die strahlende weiße, auf der es keine verstecke gab.
ich will dich ansehen, sagte ich.
ich weiß, antwortete er.
er legte sich auf den rücken und knüpfte in das spinnwebseil unserer blicke aufblitzende strahlenbündel.
ich beugte mich über ihn, verließ die sichere brücke und ließ meinen blick in die tiefe furche auf seiner stirn fallen. in der dunkelheit, die mich umfing, spürte ich, wie ein erstes streichholz in meinem bauch aufflackerte.
wieder im licht, sprang mir sein mund entgegen, er öffnete sich gerade leicht und durch das aufstrahlen der kronen im gleißenden licht, schob sich seine zungenspitze, die ich augenblicklich mit meiner berühren musste.
bitter. seine zunge schmeckte bitter. offensichtlich hatte er noch unmittelbar von seinem eintreffen eine zigarette geraucht.
ich betrachtete die pelzumrandung seiner lippen und erkannte, dass sie keineswegs elegant grau war, wie sie mir bisher erschienen war, sondern die dreifärbigkeit einer glückskatze aufwies.
ein zweites streichholz entflammte und ich wendete meine aufmerksamkeit den anderen pelzen seines körpers zu. die dichte behaarung auf seiner doch schon etwas flachen brust konnte das elegante grau auch bei diesem licht entfalten, die arme waren noch von satter dunkelheit, doch der wald am rande seines unterleibs legte in fahlem herbstblond einen saum um die lichtung, in deren zentrum sich ein hochsitz mir entgegenreckte.
ich will dich sehen, sagte ich und senkte mich auf ihn.
ich weiß, antwortete er lächelnd.
er saugte seinen blick wieder in meinen und entzündete ein streichholz in den tiefen meines schoßes. entfachte kleine flammen, die an unseren ufern leckten, bis sich sein blick in meinen goss und wir das universum in brand steckten, um in ihm zu verglühen.
© by lylo
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diese kleine geschichte ist ein versuch.
es nervt mich, dass erotik immer nur (oder zumindest meistens) im zusammenhang mit jungen, schönen menschen angebracht erscheint und von räucherstäbchenduft, champagner und kerzenschein begleitet wird.
deshalb ist mir eure meinung diesmal besonders wichtig.
und zwar zu der frage:
verträgt poesie und erotik auch falten, graue haare und grelles licht?
wenn ja, dann natürlich: ist mir das hiermit ein bisschen gelungen?